Der heutige Artikel soll sich ganz und gar um die Person von Robert Parker, einem der bekanntesten Namen der weltweiten Weinszene, drehen. Viele haben vermutlich schon einmal von den „Parker-Punkten“ (PP) gehört, wenn Sie einen Wein kaufen wollten, oder im Internet recherchiert haben. Aber was oder wer tatsächlich hinter diesem Namen steckt, wissen nicht viele. Lesen Sie hier zum Thema Robert Parker.
Zuerst zum Leben von Robert Parker
Robert Parker wurde am 23. Juli 1947 in den Jahren direkt nach dem Krieg in Baltimore, Maryland geboren. An der University of Maryland hat er Geschichte in Verbindung mit dem Nebenfach Kunstgeschichte studiert. Als fertig Absolvent wollte er noch einen oben drauf setzten und ging zusätzlich noch an die „Law School“ um Rechtswissenschaften zu studieren und schloss drei Jahre später mit dem akademischen Titel eines „Juris Doctor“ ab. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete er für über zehn Jahre für die Farmkreditbank von Baltimore als Rechtsanwalt. Dieser Job fand im Jahre 1984 ein Ende, als Robert Parker sich vornahm, sich hauptberuflich dem Bewerten von Weinen und dem Schreiben von Weinkritiken zu widmen. Damit hatte er allerdings schon früher neben seinem Beruf her begonnen. Seit dem Jahr 1975 verfasste er regelmäßig Weinführer mit Bewertungen und Verkostungen. Dabei war sein Hauptanliegen stets verbraucherorientiert zu bleiben und eben, anders als damals für Weinkritiker üblich, unabhängig von der Lobby oder großen Weinproduzenten zu sein. Sein Plan war es, so als Interessenvertreter des Konsumenten, ohne eigene wirtschaftliche Interessen durch die Bewertungen bestimmter Weine im Auge zu haben, möglichst objektiv bewerten zu können. Schon im Jahre 1978 brachte er das erste Mal seine heute überall auf der Welt bekannte und respektierte Zeitschrift „The Wine Advocate“ heraus. Schon damals und bis heute, setzte er darauf, diese komplett durch Abonnements und nicht durch Anzeigen oder Werbung zu finanzieren, was bis dato einmalig in der Szene war.
Das erste Mal, dass im großen Stil die Aufmerksamkeit der Weinwelt auf Robert fiel, war als er den Jahrgang 1982 im Bordeaux als hervorragendes Jahr ausrief, worüber es viele, teilweise bis heute andauernde Diskussionen gab, weil andere genau das Gegenteil behaupteten. Aber die Märkte zeigten eindeutig, wer das Sagen hat. Diese Preise für die Weine dieses Jahrgangs stiegen rasant im Vergleich zu den vorjährigen Weinen. Robert Parker war und ist, nicht erst ab diesem Zeitpunkt, der entscheidende Weinkritiker dieser Welt, dessen Bewertungen niemals außer Acht lassen konnte, egal ob man sie teilte oder nicht.
Viele Jahre lang bewertete Robert Parker mit seinem mehrköpfigen Verkostungsteam die großen Weine der Welt. Zuerst lag dabei sein Fokus auf Frankreich, später auf Amerika und seit 2000 auch vermehrt auf deutschen, italienischen oder spanischen Weinen. Die Ergebnisse dieser Bewertungen, die häufig auch im Blindverkostungsstil durchgeführt wurden, konnte man dann immer den zweimonatigen Ausgaben der Zeitschrift „The Wine Advocate“ nachlesen.
Im Jahr 2012 kündigte Robert Parker dann an, sich aus dem Geschäft nach und nach zurück zu ziehen. Er verkaufte Teile seines Unternehmens und zog sich aus der Chefredaktion zurück.
Neben der Arbeit als Weinkritiker hat Parker auch viele entscheidende Werke der Weinliteratur verfasst und übersetzten lassen. Seine Bücher wurden hoch prämiert.
Das Parker-Punkte (PP) System
Das Punktesystem von Robert Parker hat sich überall auf der Welt etabliert. Es basiert numerisch auf den Zahlen bis 100, wobei ein Wein, der mit hundert PP (Parker Punkten) bewertet wird, vom Herr des Weines als perfekt angesehen wird. Die diversen Abstufungen dieser Bewertung bestimmen ganz entscheidend den Preis des vorliegenden Weines. So ist für Käufer klar, dass Weine mit über 90 PP von hoher Qualität sind, somit können diese auch teurer verkauft werden.
Es besteht die Frage, inwieweit man in einem solchen Punktesystem mit der einfach Bewertung mit einer Zahl die Komplexität eines Weines tatsächlich festhalten kann. Denn natürlich gibt es viele Merkmale und Kriterien, nach denen vorgegangen werden kann, aber endgültig ist es doch keine wirklich objektive Bewertung.
Wenn zum Beispiel Robert Parker einem Wein 100 Punkte gibt und somit seine Perfektion ausruft, dieser Ihnen aber nicht schmeckt, oder andere Weinkritiker behaupten er wäre zu „fett“, was Robert Parker immer wieder vorgeworfen wird, dann zeigt das, dass der Geschmack nach wie vor individuell ist. So kann das Punkte-System von Ropbert Parker natürlich als Kriterium für den Kauf eines Weines sein, aber es sollte nicht den eigenen Geschmack beherrschen, denn wenn einem ein Wein mit 95 Punkten schlicht nicht so gut schmeckt wie der mit 90, dann ist das eben so.
Robert Parkers Einfluss auf die Weinwelt
Es gibt kaum jemanden, der einen so unglaublichen Einfluss auf die Weinwelt und die Preise der einzelnen Jahrgänge und Flaschen ausüben kann, wie Robert Parker. Das zeigt sich auch daran, dass er einer der wenigen Nicht-Franzosen auf dieser Welt ist, der mit beiden großen präsidentiellen Auszeichnungen Frankreichs geehrt wurde, dem Ritter der Ehrenlegion und dem Verdienstorden.
Die Bewertungen im Punktesystem von Robert Parker bestimmen vor allem in Amerika den Markt ganz entscheidend. Es gibt viele Händler, die bei der Weinvermarktung ganz entscheidend auf dieses Kriterium setzten und damit auch gut punkten. Auch in Frankreich, vor allem in Bordeaux bestimmten die Parker-Punkte die Preise der Weine ganz entscheidend mit. So verdanken ihm viele Produzenten die extremen Wertsteigerungen ihrer Weine in den 1990er Jahren. Es ging sogar so weit, dass viele Weingüter ihre Herstellung genau so modifizieren und verändern, dass die entstehenden Weine die Kriterien aufweisen, auf die Robert Parker und sein Team besonders großen Wert setzten. Denn Parker setzt eher auf hochkonzentrierte, fruchtbetonte, kräftige Weine.
Hier setzten auch die größten Kritiker des Weinjournalisten an. Sie behaupten, dass durch die „Parkerisierung“ der Weinwelt ganz entscheidende, komplexe, schlanke Weinnoten nach und nach verloren gehen, da diese auf dem Markt, der von den Parker-Punkten bestimmt wird, keine hohen Preise erzielen können. Die Weinwelt würde von dem trotz allem subjektiven Geschmack von Robert Parker bestimmt, er sei der imperialistische Diktator des Geschmacks auf dieser Welt, wirft man ihm vor.