1811 – die gute alte Zeit. Damals, vor über 200 Jahren, wütete noch Napoleon Bonaparte auf den Schlachtfeldern Europas, während Beethovens große Werke erstmalig das Licht der Welt erblickten.
1811 – das ist auch die Jahreszahl, die auf dem teuersten Weißwein der Welt als Jahrgangsangabe steht. Es handelt sich hierbei um einen Chateau d’Yquem aus eben diesem Jahrgang. Eine Flasche dieses Weines von einem Bilderbuch-Chateau im Bordeaux wurde in London vor 2 Jahren im August 2011 verlauft. Für umgerechnet sage und schreibe 85.000 € hat der Franzose Christian Vanneque sich diesen edlen Tropfen zugelegt. Er ist Sommelier und natürlich Weinsammler und sagt selbst er sei „einer kleinen Verrücktheit“ erlegen.
Die erste Frage, die jetzt bei mir aufkommt ist, was man denn überhaupt mit einem Wein in dieser Preisklasse anfangen will. Soll der jetzt als Familienschatz im Tresor eingelagert werden, damit er in weiteren 200 Jahren mit enormer Wertsteigerung verkauft werden kann? Das ist nicht die Absicht von Chrisitan Vanneque. Er, was ihn bei mir unglaublich sympathisch macht, hat tatsächlich vor, diese Flasche Wein zu trinken. Bevor er sich aber diesen Traum erfüllt, stellt er den Oldtimer-Wein erst einmal für die Öffentlichkeit in seinem neuen Restaurant auf der Insel Bali aus. Als wirtschaftlicher Mensch kann man damit nämlich sicher Mehrgewinn erzielen, da ein solcher Weißwein die Kundschaft bestimmt magisch anzieht.
Es ist ja schon beeindruckend, dass man sich eine solche teure Flasche Wein leistet, aber noch viel beeindruckender ist es in meinen Augen, dass man als Genussmensch sich diesen luxuriösen Tropfen auch gönnt, und das ganze nicht nur als wirtschaftliches Geschäft betrachtet. Wenn man sich schon so etwas leistet, dann soll man es auch trinken dürfen. Aus meiner Sicht macht in das eindeutig zu einem coolen Typ, dem man eindeutig den Stempel des Genussfreaks aufdrücken kann.
Aber zusätzlich stellt sich noch die Frage, ob denn ein Weißwein aus dieser Zeit überhaupt noch genießbar ist, da ja Weißweine bekanntermaßen im Normalfall keine lange Lagerungszeit aushalten. Aber da muss der verrückte Franzose keine Bedenken haben. In den 90er Jahren hat der berühmte Weinkritiker Robert Parker exakt diesen Wein aus selbigem Jahrgang und vergab einfach mal saftige 100 von 100 Punkten. Ich denke das dürfte alle Fragen beantworten.